Geschichtswerkstatt Hasloh e.V.

Gestern und Heute: Geschichte des Ortes und der Hasloher BürgerInnen

2. Weltkrieg in Hasloh - erzählt von HasloherInnen
Quelle: Interviews mit Mitgliedern der Geschichtswerkstatt Hasloh e.V.

Maria Iden (geb. Schulz 1908)
Im Krieg musste man die Eier bei einer Sammelstelle abgeben. Als ich mein Soll nicht erfüllt hatte, musste ich 120 RM Strafe zahlen.
Mein Schwiegervater war Wachmann für die gefangenen Franzosen, die auf dem Josefinenhof untergebracht waren. Er musste sie morgens zu den Bauern zur Arbeit bringen und abends wieder abholen.
Bei Fliegeralarm verließen wir das Haus und setzten uns in den Graben gegenüber. Unser jüngster Sohn trug immer den Koffer mit den wichtigen Papieren. Ein brennendes feindliches Flugzeug kam eines Tages ganz dicht über unser Haus und stürzte in Norderstedt ab. Ich erinnere mich, dass Ende des Krieges die AKN von Flugzeugen beschossen wurde; es gab einige Tote.
Friedrich Holdorf machte Quartier für die Flüchtlinge am Ende des Krieges. Es war nicht einfach, als wir alle zusammenrücken mussten. Wir mussten für die Engländer aus dem Haus und wohnten für die Zeit bei meiner Mutter.


Anna Grickschat (geb 1910):

Im Krieg wussten wir bei Alarm nicht wohin; Luftschutzbunker gab es ja nicht. Wir gingen dann ins Freie, aber das war auch nicht ungefährlich, denn über Hamburg abgedrängte Bomber ließen hier ihre restlichen Bomben fallen. Bei Kriegsende kamen englische Panzerverbände und quartierten sich auf den Bauernhöfen ein. Jetzt wurden die deutschen Soldaten gesammelt und kamen in die Gefangenschaft und die Franzosen, Polen und Russen wurden frei gelassen.
Mein Mann kam aus dem Krieg nicht zurück und bis 6 Jahre nach Kriegsende bekam ich keine Unterstützung. Die schlimmste Zeit war 1947, es gab nur noch Tauschgeschäfte. Erst 1948, nach der Währungsreform, ging es wieder aufwärts.


Frau Kelch (geb. 1915):

Im Krieg, als mein Mann Soldat war, musste ich sehen, wie ich mit meinen 4 Kindern alleine durchkam. Für mich bekam ich 35 Mark im Monat und für jedes Kind 25 Mark, dazu während der Nazizeit noch Hilfe im Wochenbett, Winterfeuerung und Kinderbeihilfe. Trotzdem reichte es vorn und hinten nicht, und ich musste immer arbeiten gehen: Kartoffeln sammeln, Rüben hacken, bei der Wäsche helfen.
Wir wohnten an der Bahn und orientierten uns an den Zügen: kamen sie pünktlich, war es gut, kamen sie nicht, waren sie beschossen worden. Fast täglich brannte der Bahndamm wegen Funkenflug. Dann bekamen wir Einquartierung, eine Kapitänsfrau aus Hamburg. Sie lief mit der Kinderkarre bis Ochsenzoll und fuhr dann mit der Bahn nach Hamburg. So brachte sie nach und nach ihr ganzes Schlafzimmer her, das wir verheizten. Meine Kinder bekamen bei den Bauern Mittagessen, 2 bei Meyer und 2 bei Inselmann (blauer Vogel). Wir haben auch immer Kindergeburtstag gefeiert! Meine Kinder sagten später, sie hätten eine schöne Jugend gehabt: Hunger, ja, aber auch viel Freiheit zum Toben, Baden im Elsensee und Singen. Ich denke an Alarm, Scheinwerfer am Himmel, Brandbomben, Torfstechen, Holz klauen, Kartoffeln stoppeln, Gartenarbeit, Tauschen (das Wichtigste überhaupt), Radio hören -- überleben!! Frau Webel brachte uns Brot, auch wenn wir kein Geld hatten. Werd' ich ihr nie vergessen! Kurz vor Kriegsende gab's von einen Lastzug Dosen mit Fleisch; ich bekam 10 Stück! Ein Vermögen!
Am Elsensee wurde über die Kielerstraße eine Panzersperre gebaut und überall Ein-Mann Löcher. Wir hatten Angst: was würden die Feinde mit uns machen? Wie ein böses Omen kamen Schwärme von Ratten, Riesenviecher am hellen Tag. Auch der Mäuse konnten wir uns kaum erwehren! Die Kinder haben alles mitgemacht, ertragen, geholfen.
Mit der Kapitulation geschah für uns eigentlich gar nichts, außer dass Geld, Essen und Feuerung ganz knapp wurden.


Grete Thomsen (geb. Drews 1924):

Ende 1943 wurde über Hasloh ein englisches Flugzeug abgeschossen und stürzte auf die Wiese hinter dem Pfingstwald. Alle Insassen waren tot. Das Flugzeug kam so niedrig über Hasloh, dass die Bewohner meinten, die Dächer würden von den Häusern gerissen.  Bauer Schwenke's Haus wurde von Brandbomben getroffen und brannte ab.


Ilse Breckwoldt (geb. Pingel 1935):

Nach Kriegsbeginn 1939 wurde mein Vater trotz seiner Hinweise auf Bauernhof und 3 kleine Kinder eingezogen. Da er sich mit Zugmaschinen auskannte, wurde er erst in Russland, später in Frankreich als Gefreiter im Nachschub eingesetzt. So musste er nicht an der Front kämpfen. Als Bauer bekam er immerhin in jedem Frühjahr „Saatferien“, um die Felder zu bestellen. Im März 1945 hatte mein Vater wieder „Saatferien“. Damit war der Krieg für ihn beendet.
Schon vor dem Ende des 2. Weltkrieges wohnten bei uns einige sogenannte Ausgebombte. Nach dem Ende des Krieges kamen noch Flüchtlinge dazu. Später war das Haus voll mit Flüchtlingen. Aus manchen Fenstern ragten die Rohre der Öfen, auf denen die Flüchtlinge kochten und heizten.
Mit Kriegsende kamen die Engländer nach Hasloh. Sie beschlagnahmten unser Haus. Wir alle und auch die vielen Ausgebombten und Flüchtlinge, die inzwischen bei uns wohnten, mussten auf Häuser in der Nachbarschaft verteilt werden. Die Engländer belegten unser Haus mit 150 Mann.


Heinz Inselmann (geb. 1938):

„An die Kriegszeit erinnert mich, dass wir während eines Bombenalarms in den Keller mussten. Dann bestand auch Verdunkelungsgebot, das von einem Herrn Growe überwacht wurde.“


Uwe Helmer (geb. 1942)

Meine Kindheit – Auszug Kriegsereignisse
Während meiner ersten drei Lebensjahre war noch Krieg. Als Baby wäre ich einmal beinahe zu Schaden gekommen. Meine Mutter hatte mich im Kinderwagen unter das Wohnzimmerfenster gestellt. Kurz nachdem sie mich dort wieder weggenommen hatte, wurden aus einem Flugzeug ca. 100 m neben unserem Haus am Rand des Pfingstwaldes Bomben abgeworfen. Ein englisches Militärflugzeug war von der Flak (am Hasloher Bahnhof?) getroffen worden. Es verlor an Höhe und drohte in den Wald zu rasen. Wohl um das Gewicht zu reduzieren, ließen die Piloten ihre Bomben fallen. Das Flugzeug schaffte es noch über den Wald, dahinter zerschellte es aber am Boden. Beide Insassen verloren ihr Leben. Für uns waren die Folgen auch beträchtlich. Die Fensterscheiben auf der Südseite gingen zu Bruch. Auch im Wohnzimmer wurde das ganze zersplitterte Fensterglas auf dem Boden verteilt. Hätte ich dort noch gelegen, so hätte ich zumindest schwere Schnittverletzungen erlitten. Vielleicht wäre das auch mein frühes Ende gewesen.
Heute noch kann man einige kleine Bombenkrater sehen, so 2 Stück südöstlich unseres Grundstückes. Ein Krater befand sich direkt am Waldrand. Der ist später verfüllt worden. Immer noch deutlich sichtbar ist, dass es im Umkreis von ca. 60 m keine alten Bäume gibt, die aber vor dem Abwurf der Bombe dort bestimmt gestanden haben.
An das oben geschilderte Ereignis kann ich mich zwangsläufig nicht erinnern. Das haben mir aber meine Eltern erzählt. Erinnern kann ich mich aber, es muss wohl in den letzten Kriegsmonaten gewesen sein, dass meine Eltern, meine Großmutter und ich bei Fliegeralarm in den Keller gegangen sind. Eines Nachts wurde ich davon wach, dass die Drei offenbar wieder Anstalten machten hinunterzugehen. Ich fürchtete, sie könnten mich vergessen und schrie lauthals. Dann holten sie mich, hatten mich natürlich nicht vergessen.