Vertiefung: Einordnung der Entwicklung Haslohs in die Geschichte
-> der „Grafschaft Holstein-Pinneberg“,
-> der „Herrschaft Pinneberg“,
-> des „Herzogtums Holstein“,
-> der „Provinz Schleswig-Holstein im Königreich Preußen“
-> und des dominierenden „Gliedstaates Preußen im Deutschen Reich / Deutschen Kai-
serreichvon 1871 bis 1918“
Von den drei im Jahr 1290 entstandenen Teilgrafschaften Holsteins bestand nach dem Aussterben der beiden Linien H.-P. und H.-R. im Jahr 1459 die Pinneberger Linie weiter fort. Nach der Übernahme der Folgeobrigkeit durch den dänischen König Christian I. im Jahr 1460, konnte sich die Grafschaft Holstein-Pinneberg bis 1640 zu einem nahezu souveränen Herrschaftsgebiet entfalten. Als 1640 auch die Pinneberger Linie der Schauenburger Grafen ausstarb, kam es zur Teilung der Grafschaft Pinneberg zwischen Erben aus dem Haus Olden-burg, dem dänischen König und dem Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf. Der dabei an den dänischen König Christian IV. fallende Teil bildete dann die „Herrschaft Pinneberg“.
In der Herrschaft galten nach der Teilung von 1640 fortan allmählich verlässlicher als vorangehend umgesetzte Rechte und administrative Ordnungsvorgaben. Diese wurden in Schritten auf die Individualrechte der Bürger Haslohs übertragen und hinsichtlich der örtlichen politischen Mitwirkung zu anwachsender Selbstverwaltungsautonomie ausgebaut. Diese Zugeständnisse beruhten auf dänischen Rechtsreformen, die in Anlehnung an Forderungen nach mehr Freizügigkeiten und autonomer möglichen örtlichen Verwaltungsentscheidungen aus den Reihen anwachsender liberaler Kräfte des heraufdämmernden Zeitalters der Aufklärung hervorgingen. Denn ab Mitte des 17. Jahrhunderts waren dort durch Bekenntnisse des dänischen Königshauses zu den Ideen der Aufklärung sowie dem dann schrittweise folgendem Übergang vom „Absoluten zum Aufgeklärten Absolutismus“ bereits gravierende Reformen auf den Weg gebracht worden. Dies trat beispielsweise für den Bereich der Wissenschaften mit der Gründung der Universität Kiel im Jahr 1665 markant in Erscheinung. Mit dem Eintritt von mehr gut ausgebildeten Personen aus dem aufstrebenden Bürgertum als „Beamte“ in den dänischen Staatsdienst, war dies in pragmatischer Hinsicht von erheblichem Nutzen. Denn die für Reformvorhaben benötigten gebildeten Kräfte mussten nicht mehr kostenintensiv aus dem Ausland abgeworben werden.
Hasloh profitierte vom dänischen Reformgeist dann zunehmend davon, dass das Herzogtum Holstein mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert auch wirtschaftlich, politisch und sozial zunehmend enger in den sich zügig moderner gestaltenden dänischen Gesamtstaat integriert wurde. Hervorstechende Reformprojekte waren die 1797 eingeleitete Agrarreform mit einhergehender Bauernbefreiung und endgültiger Abschaffung der Leibeigenschaft 1805, erhebliche Verbesserungen in der Volksbildung sowie der Ausbau des Verkehrswesens. Als noch besonders stark beschleunigende Rahmenbedingungen der damaligen Fortschritte wirkten außerdem Programme zur Steigerung der ökonomischen Produktivität landwirtschaftlicher Betriebe, die Ausbildung in neuen kaufmännischen und administrativen Fähigkeiten, technologische Innovationen des voranschreitenden Industriezeitalters sowie der überregionale Ausbau und die engere Verflechtung vorher noch abgesonderter Wirtschaftsgebiete durch den Ausbau von Fernverkehrsrouten (Altona-Kiel-Chaussee 1832).
Als Folge jener freiheitlichen Reformimpulse kam es zum nicht mehr aufzuhaltenden Aufbruch in die sogenannte Zeit der „Moderne“. Dabei förderte Dänemark Holstein, indem nunmehr, neben den hergebrachten standesorientierten konservativen Vertretern des Adels, inzwischen zunehmend mehr Personen aus den Schichten des gebildeten aufgeklärten Bürgertums bedeutende Stellungen am dänischen Hof erlangten. Mit ihrer Mitarbeit an dort angedachten Reformen initiierten sie zugleich Fortschrittsimpulse, die sie zeitnah ebenfalls in ihre Heimatregionen Holsteins transformierten. Dort strahlte dies modernisierend und herausfordernd auch auf Hasloh aus. Der Erneuerungsgeist der auf den Weg gebrachten Innovationen führte in unserem Dorf ab Beginn und im ganzen weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts hindurch bis in die Zeit des beginnenden Ersten Weltkrieges (1914-1918) hineinwirkend zu einer intensiven Phase vielfältiger gravierender ziviler Neuerungen, die man durchaus als epochale, weil sprunghafte Umwälzungen in der Entwicklung Haslohs bezeichnen kann. Epochal deshalb, weil die Innovationskräfte des 19. Jahrhunderts nachhaltige politische und weitere gesamtgesellschaftliche Neuzustände auslösten, und zwar materiell sowie zudem auch geistig, mental und gesinnungsprägend. Ihre Auswirkungen betrafen besonders die beschaulichen Landschaften Holsteins mit ihren vornehmlich agrarwirtschaftlich ausgerichteten Siedlungsgebieten und ihrer gewissen langatmiger als im Städtischen andauernden Abschottungen gegen modernisierende Anpassungsprozesse.